zurück

Philipp Körblein - BÄM! - Balkan, Bosnien, 1000 Berge

Ein Ford, ein Lux, 4 Große und ein Kleiner unterwegs

Nachdem es uns jetzt von Mitte September bis Anfang Oktober wieder auf dem Balkan gezogen hat und die Tour einfach ganz genial war möchte ich euch dahin...

Bericht

Details

Ein Ford, ein Lux, 4 Große und ein Kleiner unterwegs

Nachdem es uns jetzt von Mitte September bis Anfang Oktober wieder auf dem Balkan gezogen hat und die Tour einfach ganz genial war möchte ich euch dahin gerne mitnehmen. Ich hoffe die Begeisterung kommt rüber. Wir waren dieses Mal unterwegs mit unseren Freunden Klaus und Simone.

Seit zwischenzeitlich vier Jahren machen wir mit unserem kleinen US-Amerikaner und Öko Mobil (5,4l) Europa unsicher. Begleitet hat uns dieses Mal ein HiLux Doppelkabiner mit Dachzelt von Klaus.

Unsere Tour hatte diesmal ganz bewusst einen Bosnien – Schwerpunkt. Davon hatten wir im letzten Jahr nur einen kleinen Teil gesehen. Interessant genug um das einmal zu vertiefen.
Vorabfazit: Es lohnt sich!
Die gefahrene Route seht ihr in der Galerie.

Gut. Der Plan war eigentlich etwas früher loszufahren als Klaus und Simone. Die hatten insgesamt etwas weniger Zeit. Wir wollten also schon mal langsam durch Österreich und in Slowenien, Kroatien und uns dann in Nord Bosnien bei Bihac treffen.

Das mit dem Losfahren hat soweit geklappt. Irgendwie kam mir schon das Fahrgefühl etwas anders vor. Aber dann redet man sich ein, dass alles normal ist. Auf jeden Fall sind wir ganz gut bis zum Millstätter See gekommen. Netter Campingplatz. Gut gegessen alles gut soweit.
Am nächsten Tag weiter. An Villach vorbei und über die slowenische Grenze. Hier erst mal die nächste Mautbox organisiert. Eine kleine Sammlung wird leider wohl nach und nach zusammenkommen. Das Los der etwas schwereren Fahrzeuge.
Danach biegen wir ab in Richtung Soca-Tal. Das habe ich von vor einigen Jahren als recht hübsch in Erinnerung. Wir wollten ja wie gesagt langsam auch durch Slowenien. War wohl Nix.

FEHLERCODE P0301

Es erscheint – unten links unterm Tacho - die .... Motorkontrollleuchte! Der gute Freund aller Fernreisenden. Die Freude ist entsprechend übergroß. Man begrüßt den alten Bekannten, den man – zum Glück – sehr lange nicht mehr gesehen hatte.
Spontan kommt dann aber doch die Frage auf, wie man den ungebetenen Gast wieder los wird und wie der überhaupt den Weg zu uns finden konnte? Also mal rechts ran. Motorkontrollleuchte geht auch wieder aus. Freude ist groß. Motorkontrollleuchte kommt wieder. Freude ist klein.

Das fantastische Scan-Gerät verrät, dass der Gast vermutlich gekommen ist um zu bleiben. Der zunächst kryptische Code sagt P0301.

Nein, auswendig sagt mir das nichts. Zum Glück sind wir aber nicht so weit von der Zivilisation als dass wir nicht Netz hätten. Das Internet verrät nichts Gutes: Fehlzündungen/Zündaussetzer auf Zylinder Nummer zwei. Oh Weia!
Und – ach ja! – Es ist natürlich…… Sonntag! Wie könnte es auch anders sein.
Google behauptet: Fahren geht schon. Ist halt nicht toll. Langsam machen. Nimmer weit fahren.

Es liegt nahe nicht unbedingt in Slowenien stranden zu wollen. Meine Slowenisch- Kenntnisse sind dann doch noch gravierend schlechter als mein Kärntnerisch. Also zurück über die österreichische Grenze. Der nächstgrößere Ort ist Villach.
Campingplatz schnell gegoogelt. Als wir um die letzte Ecke fahren fällt mir auf, dass wir da schon mal waren. 2016 auf der Rückfahrt von Montenegro. Die Welt ist klein. Und dann hat der Philipp ja Zeit. Viel Zeit! Es ist ja Sonntag!

Er kann also Google quälen, dass das Handy raucht. Stunden später steht zu 98,7543 % fest, dass es wohl eine defekte Zündspule sein müsste. Die Alternativen sind auch nicht wirklich besser.
Ich habe so viel gegoogelt, dass ich mir zwischenzeitlich in völliger und restloser Selbstüberschätzung die Reparatur schon fast selber zutraue.
Die einhellige Meinung aller von mir über WhatsApp behelligten Experten war: lieber zum örtlichen Boschdienst als zu Ford.

Montag früh also auf zum in Google hochgelobten örtlichen Bosch Dienst, der sich jedoch als äußerst uninteressiert herausstellte. Also weiter zu Ford vor Ort. Dort zum nächsten üblichen Effekt: Oh mein Gott was ist denn das? Antwort: ein Ford – steht vorne drauf.
Problem geschildert. Mögliche Lösung geschildert. Und den armen Mann mit dem ganzen „Wissen“ aus Google überschüttet.
Die Begeisterung des schwer verständlichen Kärntners hält sich nach wie vor in engen Grenzen. Er kommt aber auf die Idee doch einfach von Zylinder zwei die Zündspule auf Zylinder eins zu tauschen. Wenn dann der Fehlercode P0301 erscheine, dann sei ja alles klar. Nicht dumm!

Gesagt, getan und nach einer etwas längeren Probefahrt taucht der Code auch auf. Das kleine Problem ist dann, dass Ford in Villach die Zündspule nur in einer Zeit zwischen vier Tagen und zwei Wochen besorgen kann. Klasse! Dann wäre der Urlaub auch vorbei.
Da habe ich dann doch eine schnellere Lösung. Ford Beck in Wildflecken angerufen. Die haben das Teil vorrätig. Sofort per Express verschickt (Danke an dieser Stelle!). War ein Tag später da und am Folgetag früh auch eingebaut.
Der Campingplatz am Faaker See war nett. Besonders für Timur. Ich hatte dafür nicht wirklich den Kopf bis die Sache geklärt war.

Zwischenstop in Zagreb

Drei Tage nach der Strandung können wir endlich weiter. Wir haben immer noch genug Zeit. Ein Zwischenstopp in Zagreb bietet sich an.
Camp Zagreb im Osten der Stadt ist nett für einen Zwischenstopp. Der Weg in die Stadt ist allerdings ziemlich weit. Mir hat es gefallen. Aber irgendwie hat mich die Stadt nicht richtig gekriegt. Aber das war auch nur ein schneller Eindruck.

In Richtung Bosnien werden die Straßen dann von groß über Mittel immer kleiner. Die Häuser immer baufälliger. Irgendwann die Grenze. Der Herr Grenzer möchte die Kfz-Papiere. Und er schaut hinein. Lang. Länger. Immer länger. Irgendwann die Frage von mir ob es ein Problem gibt. Unwirsche Kopfbewegungen. Und er schaut wieder in die Papiere. Lang. Länger. Noch länger. Irgendwann wird es seltsam. Dann möchte der extrem „freundliche“ Stiernacken in das Auto sehen. Kommunikation wird aber natürlich überbewertet. Er geht einfach zur Seitentüre und will geöffnet haben. Arife macht das zwar, schiebt aber geistesgegenwärtig auch das Töpfchen von Timur in seine Richtung. Dem Herrn genügt dann ein Blick in das Fahrzeug. Endlich gibt es Stempel und wir können durch.

Die Auflösung des seltsamen Verhaltens kommt später. Wir sind schon in Bosansko Grahovo auf dem Una Camp (Empfehlung) als ich Simone und Klaus per WhatsApp melden. Am genau gleichen Grenzübergang wurden sie zurückgewiesen, weil ihr Fahrzeug zu groß sei. Der wurde quasi als LKW eingestuft und die dürfen über den kleinen Übergang nicht. Der Umweg kostet sie mehr als 2 Stunden. Wir hatten wohl nur Glück, weil unser kleiner Amerikaner als Camper eingetragen ist. Deshalb auch das Jahrhundertelange Studium der Fahrzeugpapiere.

Irgendwann sind sie da. Nach über 12 Stunden glücklich aber erschöpft. Abends wird es schön kalt. Nachdem die Luftheizung pünktlich zur Reise mal wieder beschließt in den Streik zu gehen kaufe ich am nächsten Tag in einem bosnischen Supermarkt eine schön glänzende dicke Decke.

Heute ist der Tag der Wasserfälle. Im Una Nationalpark. Ziemlich schön und nicht ansatzweise so überlaufen wie das Pendant in Kroatien. Die nördliche Zufahrt in den Park hat es allerdings in sich. Von wegen einfacher Straße wie gedacht. Da sind durchaus nette Offroad Etappen drinnen.
Wir übernachten im schönen Auto Kamp Lav in Kulen Vakuf. Süßer kleiner Ort.

Dann folgt eine lange lange Fahrt. Durch schöne Landschaften. Platte Landschaften. Hügelige Landschaften mit Löchern. Das Zwischenziel ist das Krug Plateau. Da soll es halbwilde Pferde geben. Die Auffahrt ist nicht ganz ohne und extrem steinig. Und oben …… Keine Pferde.
Schön und gut. Schnell was gegessen. Im Navi nach einem anderen Weg nach unten gesucht und… Hallo… Pferde! Und zwar gleich eine ganze Menge. Die Freude ist beiderseits.

Unser heutiges Ziel ist der Ramsko Jezero (See) und die Halbinsel Scit. Malerisch. Wir nächtigen auf dem „Campingplatz“ Franjusic. Eigentlich nur schöne Stellflächen am See. Und dann kann man das gute Bad einer ihrer Apartments benutzen, die sie vermieten. Total nette Leute.

Nördlich des Blidinje Jezero (See) plötzlich Stau. Nicht irgendein Stau. Geländewagenstau. Ein großes Treffen Einheimischer. Krasse Teile dabei. Interessierte Blicke gehen hin und her.
Schöne Strecke Richtung Mostar von dort aus. Abwechslungsreich. Kurvig. Ebene. Berge. Und 4x4 Gegenverkehr.

Mostar

Was soll man zu Mostar sagen? Definitiv eine Reise wert. Ohnehin wenn man in der Ecke ist. Ob die Entwicklung so die richtige ist, ist fraglich. Die Touristenströme werden immer dichter. Es scheint so etwas in Richtung Dubrovnik zu gehen. Für die örtlichen Händler vielleicht ganz gut. Wie viel die Bevölkerung insgesamt mitnimmt ist fraglich. Ein Großteil kommt doch als Tagestouristen ohne Übernachtung mit Bussen von Kreuzfahrtschiffen aus und so weiter. Wir übernachten wie schon letztes Jahr wieder auf dem Campingplatz Mali Wimbledon. Der Chef hat jetzt massiv investiert in einen schönen Salzwasserpool. Angeblich der einzige in Bosnien.

Die Tekke - eine Art heiliger islamischer Ort - von Blagaj Gute 20 km von Mostar entfernt ist auch nach wie vor sehenswert. Auch hier sind neben uns ein paar andere Touristen dieser Meinung. Die Ansammlung von Touristen ist man als Bosnien Reisender schlicht nicht mehr gewöhnt. ... Und man ist ja auch Teil des Problems.
Die Planung besagt von Mostar aus, grob Richtung Nord-Osten, durch vielversprechendes Nichts zu fahren. Wir wollen in die Berge südwestlich von Sarajevo. Letztes Jahr hat es uns – bei schlechtem Wetter – in Lukomir schon sehr gut gefallen.

Besagtes Nichts hat es in jeder Hinsicht in sich. Wir fahren über kleinste Straßen und Pisten. Wunderschön. Es finden sich wiederum die altertümlichen Stecci. Wir fahren über Hochebenen, lange ohne auf andere Fahrzeuge zu stoßen. Irgendwann kommen uns türkische Soldaten in Defendern entgegen und grüßen freundlich.

An der Stelle an der meine geniale Vorplanung eigentlich besagt, dass wir auf eine gute Teerstraße stoßen müssten, ist diese gerade einmal 500 m lang. Dann wandelt sie sich in eine gute Schotterpiste. Die beschließt dann allerdings zu einem relativ heftigen Offroad-Track zu werden. An sich kein Problem und Part of the Fun. Andererseits wollten wir heute noch ein Stück weiterkommen.
Zwischendurch wird die Rumpelpiste garniert durch schon fast albanisch anmutende Brückenkonstruktionen. Wir rumpeln weiter.

Irgendwann geht es - auf einem fahrzeugbreiten Teerband - steil bergauf. Die Bäume bleiben hinter uns. Steiniges Hochland, wieder verziert durch altertümliche Stehlen und Steine. Durch die Wolken hindurch erreichen wir Umoljani.
Es ist kalt und feucht. Und nachts soll es kälter und feuchter werden. Also heute mal festes Dach im Guesthouse Ramadan. Sehr herzlich der Chef und die ganze Familie. Wir werden gut verköstigt.

Im Krieg wurden in diesem winzigen Ort 37 Menschen getötet. Auch eine Tochter des Inhabers. Das macht betroffen.
Bei der Abfahrt möchte er uns auf den Weg nach Nordosten leiten. Die gute Straße. Da will ich aber nicht hin. Ich will den direkten Weg nach Lukomir über die aufgegebene Piste. Er würde kaum verstehen, dass man an sowas Spaß hat. Deshalb sage ich ihm wir sehen nochmal die Moschee an. Eine kleine Notlüge.

Man sieht es auf den Bildern nur ansatzweise. Aber die Piste hat es in sich. Kopf große Steine und noch tiefere Löcher. Das Ganze bei erheblicher Steigung oder großem Gefälle. Es geht in Untersetzung ganz gut. Aber mehr würde ich auch definitiv nicht fahren. Das waren auf einigen Metern schon annähernd die heftigsten Passagen in diesem Urlaub.

Lukomir

Durch menschenleeres Hochland fahren wir nach Westen in Richtung Lukomir. Der Ort wird langsam auch etwas touristischer, ist aber nach wie vor wie aus einer anderen Welt. Mit letzten Kraftreserven ;) klettere ich mit Klaus auf den Hügel über im Dorf. Toller Blick!
Nach ausreichendem Durchstreifen des Ortes geht’s wieder ab ins Hochland. Diesmal Richtung Osten nach Sarajevo. Landschaft und Schafe sind super schön. Der Skiort Babin Do weniger. Man hätte noch die Piste zu den halb verfallenen Anlagen der Olympischen Spiele hochfahren können. Das schenken wir uns für heute.

Der Campingplatz Oaza in Sarajevo hat was die Kulinarik des Dargebotenen angeht seit einem Jahr leider stark nachgelassen. Ansonsten ganz okay. Und man kommt mit der Straßenbahnlinie drei von Ilidza in gut 30 Minuten und ohne Umsteigen sehr gut ins Stadtzentrum. Vorbei an neuen und modernen Gebäuden. Vorbei aber auch an durchlöcherten Hochhäusern aus dem Krieg. Wir fahren zweimal ins Zentrum der interessanten Stadt und treffen auch meine Eltern, die sich zur gleichen Zeit in Bosnien und Montenegro rumtreiben.
Tipp: Super Essen und hoch gemütlich im „Dveri“ in der Prote Bakovicka. Schwer zu entdecken. Suchen lohnt!!

Endlich raus aus der Stadt. Wir fahren in Richtung Südosten. In Richtung Zalengora Nationalpark. Die Straßen werden wieder einmal immer kleiner. An einer Abzweigung im Nichts steht ein Polizeifahrzeug. Wir werden angehalten. Man will aber keine Papiere sehen. Man will uns auch nicht kontrollieren. Offensichtlich ist den Herren Polizisten an einem Schwätzchen gelegen. Nach unserem Ziel befragt gibt man uns noch ein paar Tipps (die wir ohnehin wissen) und wünscht uns gute Fahrt. Mit unseren Fahrzeugen sei das kein Problem. Weiter gehts.

Wir fahren die R434. Ja: wie üblich eine ganz normale „Straße“ mit ganz normaler Straßenbezeichnung. Tatsächlich aber Offroad Piste. So ist das in Bosnien. Und zwar regelmäßig. Und auch wenn man es gar nicht erwartet. Hier hatte ich es erwartet und wollte es nicht anders. Zwischenziel ist der Orlovacko Jezero (See - müsste klar sein wer bis hier gelesen hat!?).
Bevor man diesen erreicht, ist die Piste noch öfter im Wald und relativ rumpelig beziehungsweise mit Wasser gefüllten Schlaglöchern übersät.

Kurz vor dem See ist man auf der Hochebene und der Blick weitet sich. Berge, Bergkämme, Täler und der See. Wunderschön. Wir picknicken am Seeufer neben ein paar Einheimischen.
An sich ein genialer Wild Camp-Spot. Aber wir wollen noch weiter. Oder müssen noch weiter. Wie auch immer. Auf jeden Fall ist die weitere Strecke bis Foca auch noch mal sehr hübsch. Teils Piste. Teils Straße.

Der gefräßige Amerikaner will noch gefüttert werden. Dann kommen wir gegen Abend am wunderschönen Camp Drina an. Absolute Empfehlung. Gutes Essen, sehr nette Inhaber und direkt am Fluss. Da steht auch ein großer Iveco 4x4 mit ziemlich unkommunikativen Besitzern.

Die Straße zur Grenze nach Montenegro ist eine fiese Zumutung. Entweder Offroad oder Teer Aber dieses scheußliche zwischendrin ist unangenehm. An der Grenze angekommen dürfen wir auf bosnischer Seite erst mal gefühlte Stunden warten. Tatsächlich war es natürlich viel schneller. Da läuft aber schon alles sehr gemütlich ab. Endlich dürfen wir über die Rumpelbrücke drüber. Bei den Montenegrinern geht alles ganz schnell.

Durch Unmengen von Tunneln die eben eng die dunkel sind fahren wir nach Süden bis nach Pluzine. Von dort geht es steil hoch in engen Spitzkehren. Die Straße ist zwar geteert aber winzig. Die P14 führt zu dem Ort Trza. Ort ist also eigentlich eine grandiose Übertreibung. Es gibt nicht viel mehr Häuser als der kurze Ortsname Buchstaben hat.
Nach limonadiger Stärkung geht es weiter. Die vollständig geteerte Südrunde um das Durmitor Massiv ist einfach eine Schau. Sehr viel Schöneres findet man in Europa nur an wenigen Stellen. Das Teerband fließt durch Täler, über Berge und Schafsherden. Klar ist man hier nicht mehr allein. Trotzdem schön. Und anders als letztes Jahr nicht durch 10 m hohe Schneemassen blockiert. Läuft!

In Zabljak wollte ich eigentlich wie immer zu dem Supermarkt im Stadtzentrum. Zuvor hatte der kleine Amerikaner aber wieder mal Durst. Und was sehen wir gleich nebenan? Einen riesigen neuen Supermarkt mit dem schönen Namen Aroma Center. Nichts wie rein. Einkaufsidylle. Seit meinem ersten Mal in Montenegro (2007) hat sich hier wirklich viel getan. Das waren damals nur einzelne verstreute Häuser. Heute ist der Tourismus sehr präsent.

Wie immer gibt es hier nur ein Ziel zum Übernachten für uns. Das Camp Mlinski Potok mit einfacher Ausstattung aber tollem Blick und sehr herzlichen Menschen. Wir kennen uns inzwischen. Abends wird es frisch. Aber das Lagerfeuer wärmt.

Offroad

Dann kommt der Offroad Tag der Offroadtage. Eine wirklich, wirklich, wirklich lange Tour. Von Zabljak aus nach Süd Osten über die Hochebene, dann nach Süden und irgendwann zum 1700 m hoch gelegenen Kapetanovo Jezero (See).

Auf die Planung dieser Strecke hatte ich im Vorfeld doch ziemlich viel Zeit verwendet. Hier gibt es nur winzige Pisten. Bei vielen ist nicht klar ob man sie überhaupt fahren kann. Oft sind es nur zwei kaum sichtbare Spuren auf einer Wiese. Immer wieder mit Schlammlöchern oder Felspassagen. Teilweise hat es das ganze wirklich in sich. Besonders bei Nässe. Bei uns war es zum Glück einigermaßen trocken.

Einen Teil waren wir 2016 schon gefahren. Ein Großteil sollte aber ganz anders sein. Ich war wirklich gespannt ob das ganze überhaupt funktioniert und an einem Tag. Ich hatte den Rest von uns also darauf vorbereitet, dass es heute etwas länger wird. Das war’s dann auch. Ich glaube manchen von uns zu lang. Das wird selbstkritisch notiert. Schlussendlich waren wir circa von 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr unterwegs. Und dabei deutlich über 100 km im durchwegs nicht einfachen Gelände. Die Untersetzung war überwiegend mindestens hilfreich oder nötig.

Am Anfang, so nach etwas über 1 Stunde, schien alles schon sehr schnell zu Ende sein. Die Piste endete einfach vor einem gespannten Band und dahinter waren gut 100 Kühe. Auf der anderen Seite war sowas ähnliches wie eine Piste schon noch zu sehen. Da war aber kein Durchkommen. 2016 waren wir hier noch gefahren. Ganz am Anfang wie gesagt. Von der mühevoll geplanten Strecke. Als gerade erste minimale Verzweiflung aufkommen wollte kam aus dem Nichts ein nicht unfreundlicher aber wortkarger Mann und bedeutete uns, wir könnten durchfahren. Das Band machte er auf und Vertrieb die Kühe mit Steinen. Durch Matsch und Kuh… konnten wir den Weg also doch fortsetzen. Glück gehabt!

Simone war die Landschaft ja zunächst mal zu eintönig. Ich glaube das änderte sich später aber. Arife und ich sind hier immer wieder restlos begeistert. Mit Worten und auch auf Fotos kann man das nicht ausreichend zeigen. Fahrt hin!
Diese Weite, die Hügel und Berge, die Wiesen und Täler in grün, braun und Gold. Grandios! Ich war noch nie in der Mongolei. Die Weite und Leere hier müssen dem dort aber irgendwie nahekommen.

Und auf der ganzen nun wirklich nicht kurzen Strecke kommt uns genau ein einziger LKW mit viel zu großem Berg Heu darauf entgegen und zwingt uns relativ steil vom Weg ab seitlich der Hügel hinauf zu fahren um Platz zu machen.
Da ist einfach nichts! Niemand! Nur verstreut stehende und meist unbewohnt wirkende Häuser oder Hütten. Wo gibt es das sonst in Europa?

Genug der übertriebenen Euphorie! Was ich hier mache ist ja eigentlich völlig kontraproduktiv. Wenn jetzt die tausenden Leser dieses Berichts, alle und am Ende noch auf einen Schlag da hinfahren, dann ist es ja vorbei mit der schönen Leere. Dann können wir gleich Disneyland daraus machen. Also vergesst es. Nicht hinfahren. Ganz scheußlich da!

Die Nacht am schon genannten 1700 m hohen See ist er weniger kalt als gedacht. Trotzdem geht es früh weiter nach Niksic wo das durchaus schmackige montenegrinische Bier gebraut wird. Für uns gut für einen Zwischenstopp und zum Aufstocken der Vorräte. Nicht nur Bier wohlgemerkt.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht!

Dann geht es bergab mit uns. Gute Teerstraßen Richtung Meer. Zumindest so lange bis wir eine halbe Stunde in einem plötzlichen Stau stehen. Die Straße ist gesperrt bei Bauarbeiten. Das kriegen wir auch noch hin. In der Bucht von Kotor setzen wir mit der Fähre über von Kamenari nach Lepetane.

Das Ziel ist der Campingplatz Kamp Begovic Veslo. Ganz im Süden der Halbinsel die quer vor der Bucht von Kotor liegt. Die Anfahrt ist mehr als abenteuerlich. Außerdem ist es der einzige Campingplatz der aber auch nicht ein einziges Hinweisschild auf seine Existenz auf dem Weg präsentiert. Man will offenbar nicht unbedingt Gäste haben. Das geht soweit, dass noch nicht einmal über dem Eingangstor irgendein Schild hängt.

Nach langer Fahrt ist das Tor zu. Ich sehe uns schon über Stunden woanders hinfahren. Drinnen stehen ein paar wenige Fahrzeuge.

Schließlich kommt ein Mann. Der Inhaber wie sich herausstellt. Er mustert uns. Ich frage ob das der Campingplatz sei. Er antwortet mit „maybe“. Sehr aufschlussreich. Offenbar halten wir seiner Musterung stand und dürfen hineinfahren. Hier gibt es schöne Plätze unter Pinien. Das Meer ist nah. Ein schöner Platz, der nur für montenegrinische Verhältnisse dann doch etwas zu teuer ist.

Wir bleiben zwei Nächte und faulenzen. Dann steht der Heimweg an. Einen Zwischenstopp machen wir südlich von Split. Der nächste Tag bringt eine ungebetene Überraschung. Wo die A1 von der Küste weg ins Inland Richtung Zagreb abgeht ist die Autobahn vollständig gesperrt. Alle Fahrzeuge werden abgeleitet. Die Umfahrung ist dann nicht eben ein oder 2 km, sondern gute 40 km lang. In Autokolonne. Wir verlieren Stunden und kommen nur bis Karlovac. Wir bleiben auf dem gleichen Campingplatz wie ein Jahr zuvor.

Ein kleines Stück Glück, ganz am Ende

Von dort aus fahren Klaus und Simone in einem Rutsch zurück nach Hause. Für uns ist es doch etwas weit. Unser Zwischenstopp ist ein Glücksfall. Wir landen durch Zufall im Hotel das zu einem brasilianischen Restaurant gehört in der Nähe von Deggendorf (Mettener Hof). Eine klare Empfehlung. Absolut lecker!

Dann sind auch wir wieder zu Hause. Eine fantastische Reise ist wieder zu Ende gegangen. Diese Region wird uns immer wieder sehen. Die Kombination aus grandiosen Landschaften, netten Menschen, gutem und günstigem Essen und der Möglichkeit mit Offroad Fahrzeugen weitgehend ohne Restriktionen zu reisen und auch Frei zu stehen ist in Europa einfach fast konkurrenzlos.

Freut mich, wenn es euch gefällt. Selbst als heilloser Narzisst bin ich aber offen für konstruktive Kritik. Zu viel Text? Zu blöder Text? Zu viele Fotos (ja sind es wohl wieder)? Immer her damit. Aber ganz ehrlich: über Lob freue ich mich noch mehr. :)

Über den Autor

Über den Autor

Details

Über Philipp Körblein:

Der Rechtsanwalt reist mit Leidenschaft so oft und so lang wie es geht. Die Welt ist so groß. Es gibt viel zu entdecken. An einem Ort zu bleiben wäre für ihn eine Strafe und ein Verlust. Fotografieren ist eines seiner Hobbys, dass es ermöglicht, andere zumindest etwas auf die Reise mitzunehmen. Philipp ist verheiratet und hat einen Sohn. Er ist Gründer der Facebook-Gruppe „4x4 Kastenwagen“, welche sich mit gut 3500 Mitgliedern großer Beliebtheit erfreut.

Links zum Autor:



4x4 Kastenwagen auf Facebook

Bewertungen

Schreiben Sie Ihre eigene Kundenmeinung

Sie bewerten den Artikel: Philipp Körblein - BÄM! - Balkan, Bosnien, 1000 Berge

Wie bewerten Sie diesen Bericht? *

  1 Stern 2 Sterne 3 Sterne 4 Sterne 5 Sterne
Aktualität
Schreibstil
Hilfreich
Bildanzahl
Inhalte
Bilder:

Philipp Körblein

Artikel 1 bis 35 von 60 gesamt

pro Seite
Seite:
  1. 1
  2. 2