Aufgrund der vielen unterschiedlichen Kulturen und der zauberhaften Landschaften ist Bosnien Herzegowina ein sehr interessantes Reiseland, das touristisch nicht überlaufen ist. Im Norden, nahe der kroatischen Grenze gibt es traumhafte Naturlandschaften, im Süden grüne Berge, Wasserfälle und Quellen und die Städte des Landes bieten viel Kultur und interessante Einblicke in das Leben zwischen Ost und West. Mittlerweile wurden zahlreiche im Bürgerkrieg zwischen 1992 und 1995 zerstörte historische Städte und Bauwerke wiederaufgebaut. In der Hauptstadt Sarajevo, die sich übrigens als idealer Ausgangspunkt einer Bosnien Herzegowina Reise anbietet, sollte man auf jeden Fall den Baščaršija-Platz, den „Sebilj“, den türkischer Wasserbrunnen und die Lateinerbrücke gesehen haben. Letztere wurde Schauplatz des Attentats von 1914 auf Kaiser Franz Ferdinand, das später den Ersten Weltkrieg auslöste.
Die Religionsvielfalt des Landes zeigt sich an den zahlreichen Moscheen und Kirchengebäuden der orthodoxen und katholischen Kirche in Sarajevo. Etwa 20 Minuten von der Hauptstadt entfernt liegt das Gebirge Bjelasnica, das sich sehr gut zum Skifahren eignet. Zum UNESCO Weltkulturerbe zählt die Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Višegrad. Sie wurde von 1571 bis 1578 erbaut, besteht aus elf Bögen und ist etwa 180 Meter lang. Die Stadt Mostar liegt am wichtigsten Fluss des Landes, dem Neretva, der durch unberührte Landschaften führt und sich sehr gut für Canoying eignet. Mostar selbst ist ganz ursprünglich, voller Kultur und Geschichte. Bei einem Besuch der Altstadt sollte man sich auf jeden Fall die 19 Meter hohe Stari Most (Große Brücke) anschauen, die 1993 vollständig zerstört und wiederaufgebaut wurde. Hier findet jedes Jahr im September das „Red Bull Cliff Diving“ statt, bei dem die Teilnehmer von der Brücke, die ursprünglich im 16. Jahrhundert erbaut wurde, einen mutigen Sprung wagen. Mostar ist zweimal täglich per Zug mit einem unglaublichen Ausblick auf das Neretva-Canyon, von Sarajevo aus zu erreichen.
In der Nähe von Banja Luka findet man die historischen Denkmäler Šehtiluci und Mrakovica und direkt in der Stadt sind eine alte Befestigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert sowie das Amphitheater einen Besuch wert. Auch das mittelalterliche Schloss in Travnik sollte man gesehen haben. Ebenso sehenswert ist die Altstadt von Baščaršija mit altem Basar und ehemaligen Rathaus Wer übrigens in Baščaršija vom Sebilj-Brunnen trinkt, der wird der Legende nach wieder in die Stadt zurückkehren.
Eines der schönsten Dörfer in Bosnien ist sicherlich Počitelj, dass direkt in den Berg gebaut am Fuße der Neretva liegt. Das Dorf bietet jede Menge Kultur, Moscheen, altertümliche Häuser mit Holzschindeln und kleine verwunschene Gassen. Vrelo Bune, die Quelle des Bune-Flusses ist ein echter Geheimtipp in Bosnien. Die Quelle im Ort Blagaj gehört zu einer der größten in ganz Europa und fließt direkt aus einer Höhle, die sich in einem 200 Meter hohem Berg befindet. Gleich in der Nähe befindet sich ein altes Derwischkloster aus dem 16. Jahrhundert, dass direkt in den Berg gebaut wurde.
Stećci sind mittelalterliche Grabsteine, aus der Zeit zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert, teilweise mit Flachreliefs, auf denen menschliche Gestalten zu erkennen sind. Man findet sie zu Tausenden in den verschiedenen Ländern des Balkans. Größere Ansammlungen dieser Grabsteine gibt es in der Nähe des Blidinje-Sees, der mit einer Fläche von 3,2 km² der größte See von Bosnien Herzegowina ist. Etwa 25 km südlich von Mostar liegt der Nationalpark Kravice, der berühmt für seine Wasserfälle ist. Als größtes Naturreservat von Sumpfvögeln in Europa und bekannteste Ansiedlung von Zugvögeln gilt „Hutovo Blato“.
Im Sutjeska-Nationalpark liegt der Perućica-Urwald, einer der beiden letzten Urwälder Europas. Man findet hier über 50 Meter hohe Bäume sowie Bären und Wölfe. Am östlichen Rand des Parks liegt der höchste Berg des Landes, der 2.386 m hohe Maglić. Sehenswert sind außerdem der etwa 75 Meter hohe Wasserfall Skakavac sowie die von der Sutjeska gebildete Schlucht, die hier die über 2.000 m hohen Bergregionen Zelengora im Westen und Maglić sowie Volujak im Osten voneinander trennt. Übrigens sollte man auf seiner Reise das bosnische Nationalgericht Bosanski Lonac und die vielen süßen Desserts der bosnisch herzegowinischen Küche unbedingt probieren.
Ausländer dürfen sich innerhalb von sechs Monaten maximal 90 Tage visumfrei in Bosnien Herzegowina aufhalten. Über diesen Zeitraum hinaus müssen sie über einen Aufenthaltstitel verfügen. Die Einreise ist für deutsche Staatsangehörige mit Reisepass, vorläufigem Reisepass und Personalausweis möglich.
Reisedokumente müssen bei der Ausreise noch über eine Gültigkeit von mindestens 3 Monaten verfügen. Von der Einreise mit einem als gestohlen/verloren gemeldetem und wieder aufgefundenem Reisedokument wird dringend abgeraten. Es besteht die Gefahr, dass auch nach längerer Zeit diese Informationen nicht den bosnisch-herzegowinischen Grenzkontrollstellen vorliegen. Dies führt zur Verweigerung der Einreise und Verpflichtung zur sofortigen Rückreise, eine Einflussnahme durch die deutsche Botschaft in Sarajewo ist nicht möglich.
Während des Aufenthalts in Bosnien Herzegowina sollte das Reisedokument ständig mitgeführt werden. Ausländer müssen seit Januar 2017 bei der Einreise über mindestens 150 KM (ca. 75 EUR) pro Aufenthaltstag verfügen. Dieser Nachweis für die Dauer des Aufenthalts kann in bar oder unbar (Kreditkarten und andere vom bosnisch-herzegowinischen Bankensystem anerkannte Zahlungsmittel) geführt werden.
Reisende sollten auf einen ausreichenden Reisekrankenversicherungsschutz achten, der im Notfall auch einen Rettungsflug nach Deutschland abdeckt.
Als Reiseimpfungen werden Impfungen gegen Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalt oder besonderer Exposition auch gegen Hepatitis B und Tollwut empfohlen. Durch hygienisches Essen und Trinken sowie Mückenschutz können Durchfälle und andere Infektionserkrankungen vermieden werden. Die medizinische Versorgung im Land ist mit EU-Standards noch nicht zu vergleichen und in vielerlei Hinsicht problematisch. Eine individuelle Reiseapotheke sollte mitgenommen werden.
Bei Reisen nach Bosnien Herzegowina wird empfohlen, wegen teilweiser immer noch bestehender Minengefahr die befestigten Straßen nicht zu verlassen. Von Nachtfahrten wird wegen der ungenügenden Straßenmarkierung und des schlechten Straßenzustands abgeraten. Im Straßenverkehr ist besondere Vorsicht geboten. Wird im Falle eines Verkehrsunfalls mit Personenschaden die Schuld des Fahrers festgestellt, droht - anders als in Deutschland - meist eine Haftstrafe. Reisenden wird eindringlich empfohlen, keine unbekannten Anhalter mitzunehmen. Dies könnte, insbesondere beim Grenzübertritt, den Straftatbestand der Schleusung erfüllen. Die allgemeine Kriminalität ist relativ gering.
Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen oder Mietwagen sind jedoch bevorzugtes Ziel von Autodiebstahl und Einbrüchen. Fahrzeuge sollten möglichst nur in verschlossenen Garagen oder auf bewachten Parkplätzen abgestellt werden. Im geparkten Fahrzeug sollten keine Reisedokumente, Wertsachen oder anderes Gepäck zurückgelassen werden. Bosnien Herzegowina liegt in einer seismisch leicht aktiven Zone, weshalb es zu kleineren Erdbeben kommen kann. In den Sommermonaten kann es in den südlicheren Landesteilen Busch- und Waldbrände geben. Für bestimmte Gebäude und Einrichtungen besteht ein Verbot von Fotoaufnahmen, auf welches durch entsprechende Zeichen hingewiesen wird.
Mit dem Bus oder Zug ist Bosnien Herzegowina überraschend gut zu bereisen, aber auch ein Mietwagen ist eine interessante Alternative. Züge sind im Land generell etwas günstiger als Busse. Viele Städte oder Dörfer werden nur ein oder zweimal täglich per Bus oder Zug angefahren. In Städten wie Mostar oder Sarajevo gibt es am Bahnhof oder Busbahnhof Auskunftstafeln, in den kleineren Dörfern kann es allerdings schon vorkommen, dass die Haltestelle nicht entsprechend als solche gekennzeichnet ist. Hier empfiehlt es sich generell, schon vor einer Fahrt nach der Rück- oder Weiterfahrt zu erkundigen. Eine 10 bis 15minütige Taxifahrt kostet zwischen 2 bis 3 Euro. Die normalen Taxis erkennt man am Kennzeichen „T“, alles andere sind illegale Taxifahrer. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, sollte man darauf achten, dass das Taxameter eingestellt ist.
Ein Mietwagen in Bosnien Herzegowina bietet viel Flexibilität und mit ihm können zahlreiche außerhalb gelegene Sehenswürdigkeiten erreicht werden. Am Flughafen in Sarajevo ist ein Kleinwagen schon ab 15 Euro pro Tag zu bekommen. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen sind 50 km/h innerorts, 80 km/h auf der Landstraße und 130 km/h auf den Autobahnen. Von letzteren gibt es allerdings nicht besonders viele. Die Straßen sind oft in sehr schlechtem Zustand, weshalb man nicht nachts fahren sollte. Übrigens ist vom 15. November bis 15. April Winterreifenpflicht.
Die Währungseinheit des Landes ist die Konvertible Mark (offizielle Abk. BAM), die in 100 Fening unterteilt wird. Für 1 USD erhält man ca. 1.53 KM, für 1 Euro etwa 1.96 KM (Stand 2019). Fremdwährung kann unbeschränkt ein- und ausgeführt werden. Eine Deklaration ist nicht zwingend vorgeschrieben. Ein Umtausch in die Landeswährung vor Reisebeginn ist nicht zu empfehlen, da man vor Ort einen besseren Wechselkurs als bei der Hausbank bekommt. Beim Wechseln sollte auf kleine Stückelung geachtet werden, da es beim Bezahlen kleiner Summen Probleme mit der Herausgabe auf große Scheine geben kann. Ein Umtausch in die Konvertible Mark ist besonders bei Reisen in die abgelegenen Gebiete zu empfehlen. Dort gibt es kaum Wechselmöglichkeiten oder Geldautomaten.
Ergänzend können Reiseschecks auf EURO mit auf die Reise genommen werden. Die bargeldlose Bezahlung ist noch relativ wenig verbreitet. Nicht nur in den großen Einkaufszentren, auch in kleineren Städten stehen in ganz Bosnien Herzegowina, außer in den abgelegenen Gebieten, genügend Geldautomaten zur Verfügung, die Kreditkarten oder EC-Karten mit Maestro- oder Cirrus-Logo akzeptieren. Die Gebühr für Geldabhebungen mit EC-Karte liegt allerdings bei 5 bis 10 Euro, bei einer Kreditkarte werden zwischen 1 und 4 % fällig. Alternativ bieten sich hier Reisekreditkarten an, mit denen man weltweit gebührenfrei Geld abheben kann.
Bosnien Herzegowina ist als Reiseland sehr günstig. Die Auswahl für Überachtungsmöglichkeiten ist mittlerweile besser geworden und man kann zwischen Hostels, Ferienwohnungen und Hotels auswählen. Auch Privatunterkünfte können über das Internet für wenige Euro pro Nacht gebucht werden. In der Hochsaison können allerdings die Unterkünfte schon einmal knapp und auch teurer werden. Eine Privatunterkunft in Sarajevo kostet zwischen 30 und 60 KM, eine Nacht im Hostel etwa 20 KM. In allen anderen Städten und Reisegebieten werden die Unterkünfte noch wesentlich günstiger angeboten.
Es besteht eine Registrierungspflicht für ausländische Staatsangehörige. Bei Hotelunterkunft erfolgt die polizeiliche Anmeldung üblicherweise durch das Hotel. Reisende, die keine Hotelunterkunft gebucht haben, sollten sich, sofern ein Aufenthalt von mehr als 3 Tagen vorgesehen ist, innerhalb von 12 Stunden an die nächstgelegene Polizeidienststelle wenden. Für diese eigenständige Registrierung wird eine Gebühr von etwa 10 KM (ca. 5 EUR) erhoben.