Die Hauptstadt Addis Abeba mit ihren Cafés und Bars ist ein guter Ausgangspunkt, um Äthiopien zu erkunden. Obwohl die Stadt über mehr als drei Millionen (geschätzt bis 5 Millionen) Einwohner verfügt, wirkt sie teilweise wie ein Dorf. Ein Kontrastprogramm zum landschaftlichen Reichtum bildet ein Besuch auf dem turbulenten „Mercato“, der mit 7.000 Läden und Verkaufsständen größte Freiluftmarkt Afrikas. Einen umfassenden Einblick über die Landesgeschichte gibt es im Nationalmuseum in Addis Abeba. Zu den Hauptattraktionen des Museums gehört das 3,2 Millionen Jahre alte Menschenskelett eines Australopithecus afarensis.
Die Route „historic circuit“ durch den Norden des Landes ist eine rund 2000 Kilometer lange und gut ausgebaute Straße, die die meisten Sehenswürdigkeiten aus der jahrtausendalten Geschichte Äthiopiens verbindet. Absolut sehenswert sind die Felskirchen von Lalibela, die auch als "achtes Weltwunder" bekannt sind. Die elf christlichen Felsenkirchen wurden im 12. und 13. Jahrhundert aus dem rostroten Felsgestein geschlagen und gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ebenso aus dem 13. Jahrhundert stammt das Haik Estephanos Kloster, das sich auf einer Halbinsel im westlichen Bereich des Hayk-Sees befindet. Weiterhin sehenswert sind die Schlösser von Gonder und eine Wanderung durch das Simien-Gebirge ist immer eine Erlebnis. In der Stadt Shashemene befindet sich das Zentrum der Rastafani-Bewegung, dass zahlreiche Auswanderer aus Jamaika seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts prägten. Lohnenswert ist auch eine Reise in den Osten des Landes mit dem alten Handelszentrum Harar. Neben einer wunderschönen, muslimisch geprägten Altstadt hat man hier die einzigartige Chance, seinen Mut zu testen und mit Einheimischen die Hyänen zu füttern.
Das südliche Omo-Tal mit seinen zahlreichen ethnischen Minderheiten ist ebenso ein interessantes Ziel. Am bekanntesten ist der Stamm der Mursi, die Teller in der Unterlippe tragen. Ein spektakuläres Naturschauspiel erwartet den Besucher bei den Wasserfällen des Blauen Nils. Sie stürzen beim Dorf Tis Issat in vier Strömen 42 Meter tief in die Schlucht. Der Blaue Nil bildet den Abfluss des Tanasees, der mit seinen vielen Inselklöstern aus dem 14. Jahrhundert zahlreiche historisch bedeutsame Stätten zu bieten hat
. Der Langano See im Norden ist ein Binnengewässer, das mitten im Großen Afrikanischen Grabenbruch liegt. Aufgrund seines hohen Sodagehaltes ist der Langano See das einzige Binnengewässer Äthiopiens, in dem man gefahrlos baden kann. Im Süden des Landes befinden sich der Mago Nationalpark und der Nechisar Nationalpark, die ein wahres Paradies für Naturliebhaber und Ornithologen sind. Mehr als 400 Vogelarten leben in den beiden Naturreservaten und in den weiten Ebenen der Savanne fühlen sich Elefanten, Giraffen, Büffel und Antilopen heimisch. Probieren sollte man in Äthiopie das scharf schmeckende aus Hühnerfleisch und Eiern bestehende Nationalgericht „Doro Wot“, das zu besonderen Anlässen serviert wird.
Die Einreise ist für deutsche Staatsangehörige mit Reisepass und vorläufigem Reisepass möglich. Das Reisedokument muss bei Einreise noch mindestens sechs Monate gültig sein. Ein Visum ist erforderlich. Das Visum kann vor Reiseantritt bei der äthiopischen Botschaft in Berlin oder dem äthiopischen Generalkonsulat in Frankfurt beantragt werden. Visumanträge, die persönlich bei der Botschaft eingereicht werden, können innerhalb einer Stunde bearbeitet werden. Ein Visum bei Einreise ist nur für Touristen bei Ankunft am internationalen Flughafen Bole (Addis Abeba) erhältlich. Grundsätzlich werden hier nur Visa für die einmalige Einreise mit einer Gültigkeit von einem Monat bis maximal drei Monaten ausgestellt. Es muss mit langen Wartezeiten bei der Visaausstellung gerechnet werden.
Darüber hinaus ist vor Reiseantritt die Beantragung eines E-Visa für einmalige touristische Einreisen ausschließlich am Addis Abeba Bole International Airport möglich. Am Internationalen Flughafen Addis Abeba Bole werden bei der Aus- und/oder Einreise an der Passkontrolle Fingerabdrücke, sowie die Aufnahme eines digitalen Passfotos der einreisenden Person genommen. Eine Weigerung zur Mitwirkung kann zu einer Verweigerung der Aus- oder Einreise führen. Visumverlängerungen müssen bei dem Hauptbüro der äthiopischen Einwanderungsbehörde in Addis Abeba wiederum für die doppelte Visumsgebühr (nur in USD, nicht in Landeswährung zahlbar) rechtzeitig vor Ablauf des Visums beantragt werden.
Eine Gewähr für eine Verlängerung gibt es nicht. Bei Überschreiten der Aufenthaltsdauer ist mit einer hohen Geldstrafe zu rechnen, die in USD zu entrichten ist. Darüber hinaus kann im Einzelfall auch eine Haftstrafe angeordnet werden. Bei der Ausreise ist eine Flughafengebühr von 20 USD fällig, die meist im Flugticket enthalten ist. Falls dies nicht der Fall sein sollte, muss die Steuer bar am Flughafen entrichtet werden.
Für eine Reise nach Äthiopien sollte man atmungsaktive, gut waschbare und leichte Sommerkleidung einpacken. In den höher gelegenen Gebieten sind für den Abend wärmere Kleidungsstücke mitzunehmen. Besonders in den Monaten von Februar bis Oktober sollte man eine Regenjacke oder etwas Ähnliches dabeihaben.
Die medizinische Versorgung im Lande ist selbst in Addis Abeba mit Europa nicht zu vergleichen und ist vielfach technisch, apparativ und/oder hygienisch hoch problematisch. Vielfach fehlen auch europäisch ausgebildete Englisch bzw. Französisch sprechende Ärzte. Eine zeitgemäße Notfallversorgung ist häufig nicht vorhanden. Ein ausreichender Krankenversicherungsschutz und eine zuverlässige Reiserückholversicherung sind dringend empfohlen. Lassen Sie sich vor einer Reise durch eine tropenmedizinische Beratungsstelle/einen Tropenmediziner/Reisemediziner persönlich beraten. Bei der direkten Einreise aus Deutschland sind Pflichtimpfungen nicht vorgesehen, bei Einreise aus einem Gelbfiebergebiet (z.B. Nachbarländer) ist der Nachweis einer gültigen Gelbfieberimpfung erforderlich.
Als Reiseimpfungen werden Impfungen gegen Hepatitis A und Gelbfieber, bei Langzeitaufenthalt oder besonderer Exposition auch gegen Hepatitis B, Meningokokken-Krankheit (ACWY), Typhus und Tollwut empfohlen. Landesweit kann auch Dengue übertragen werden. Schwerwiegende Komplikationen inkl. möglicher Todesfolge sind jedoch bei Reisenden insgesamt extrem selten. Malaria (mehr als 85% Malaria tropica) ist endemisch. Kein bzw. nur ein geringes Risiko besteht in Addis Abeba und Höhenlagen über 2.000 Metern.
In allen anderen Landesteilen besteht ein ganzjähriges relevantes, teilweise hohes Übertragungsrisiko durch den Stich blutsaugender nachtaktiver Anopheles-Mücken. Unbehandelt verläuft insbesondere die gefährliche Malaria tropica bei nicht-immunen Europäern häufig tödlich. Die Erkrankung kann auch noch Wochen bis Monate nach dem Aufenthalt ausbrechen. Je nach Reiseprofil ist deshalb neben der immer notwendigen Expositionsprophylaxe eine Chemoprophylaxe (Tabletteneinnahme) sinnvoll. Aufgrund der mückengebundenen Infektionsrisiken sollten Reisende körperbedeckende helle Kleidung tragen, tagsüber (Dengue) falls zutreffend und in den Abendstunden und nachts (Malaria) Insektenschutzmittel auf alle freien Körperstellen wiederholt auftragen und ggf. unter einem imprägnierten Moskitonetz schlafen.
Die Prävalenz von HIV beträgt in Addis Abeba wahrscheinlich deutlich unter 10 %, im Land deutlich weniger. Jedes Jahr werden Fälle von akuter wässriger Diarrhö und Cholera gemeldet, teilweise auch im Rahmen größerer Ausbrüche. Beide Erkrankungen sind in Äthiopien endemisch. Durch eine entsprechende Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene lassen sich die meisten Durchfallerkrankungen und auch Cholera vermeiden. Meningokokken-Krankheit (unter anderem Hirnhautentzündung) wird hauptsächlich in den Monaten Dezember bis Mai (Trockenzeit) übertragen und tritt vorwiegend im Westen und Süden des Landes auf. Die Bilharziose wird beim Baden, Waten oder anderen Freizeitaktivitäten im oder am Süßwasser durch das Eindringen der Wurmlarven durch die intakte Haut übertragen. Vom Baden in Süßwassergewässern sollte daher in ganz Äthiopien konsequent abgesehen werden (Flüsse und Seen, insbesondere auch Omo River).
Die Sicherheitslage in bestimmten Regionen Äthiopiens bleibt volatil. Reisenden wird empfohlen, bestimmte Gebiete zu meiden und sich nach den aktuellen Empfehlungen des Auswärtigen Amtes zu richten. In den vergangenen Jahren wurden in Äthiopien vereinzelt Bombenanschläge verübt bzw. konnten Anschlagsversuche vereitelt werden. Die erhöhte Gefahr von Anschlägen besteht fort.
Demonstration und größere Menschenansammlungen sollten gemieden, Reiserouten bzw. Aufenthaltsorte entsprechend angepasst und Anweisungen von Sicherheitskräften befolgt werden. Es wird daher zu erhöhter Vorsicht, insbesondere in der Nähe westlicher Einrichtungen und touristischer Reiseziele, geraten. Dies gilt auch für größere Hotels. Ein im Februar 2018 ausgerufene Notstand wurde Anfang Juni 2018 vorzeitig beendet. Der Ausrufung des Notstands waren Massendemonstrationen, gewalttätige Streiks, Straßenblockaden und teils gewaltsame Proteste gegen die äthiopische Regierung, überwiegend in der Region Oromia und auf den Hauptstraßen in der Umgebung von Addis Abeba, vorausgegangen. In Addis Abeba kommt es regelmäßig zu Taschendiebstählen und gelegentlich auch zu Raubüberfällen auf Passanten.
Erhöhte Aufmerksamkeit, insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit, ist geboten. Reisende sollten entsprechend vorsichtig und zurückhaltend sein. Es sollten stets mehrere Kopien des Reisepasses mitgeführt werden. Das Grenzgebiet zu Südsudan und das unmittelbare Grenzgebiet zu Kenia sollte gemieden werden. Reisende, denen der Pass während ihres Aufenthalts in Äthiopien abhandengekommen ist, egal ob durch Diebstahl oder auf andere Weise, müssen diesen Verlust bei der für den Verlustort zuständigen äthiopischen Polizeidienststelle anzeigen, um ein Exitvisum zu beantragen. Dies erstreckt sich in der Regel über mehrere Arbeitstage.
In Äthiopien kommen eine Reihe teilweise gefährlicher Giftschlangen, Spinnen- und Skorpionarten vor. Vorsicht, wohin man greift, wohin man tritt und wohin man sich setzt oder legt. Vor Benutzung von Bettdecken und -laken, Kleidungsstücken, Schuhwerk, Kopfbedeckungen evtl. vorhandene giftige „Untermieter“ durch sorgfältiges Ausschütteln entfernen. Drogendelikte werden schon bei Geringfügigkeit mit harten Strafen geahndet, diesbezügliche gerichtliche Verfahren können sich monatelang hinziehen.
Es ist strikt verboten, militärische und sicherheitsrelevante Einrichtungen zu fotografieren. Homosexuelle Handlungen sind in Äthiopien strafbar und können mit Gefängnisstrafen von einem bis zehn, in schweren Fällen bis zu 15 Jahren bestraft werden. Der Versand von elektronischen Nachrichten (SMS), Nachrichten über soziale Netzwerke und E-Mails kann vorübergehend eingeschränkt sein, das Internet zeitweise auch gänzlich abgestellt werden. Es wird dringend empfohlen, sich bei jeglicher mündlichen und schriftlichen Kommunikation mit kritischen und politischen Äußerungen zurückhalten.
Die Infrastruktur des Landes ist schwach, gut ausgebaute Straßen für Überlandreisen gibt es nur begrenzt. Für das Führen von Fahrzeugen in Äthiopien ist ein äthiopischer Führerschein vorgeschrieben. Für Ausländer wird dieser nur in Addis Abeba ausgestellt, so dass Ausländer bei erstmaliger Einreise ihr Fahrzeug nicht selbst nach Addis Abeba fahren können.
Die deutsche Botschaft in Addis Abeba stellt auf der Grundlage deutscher nationaler oder internationaler Führerscheine eine Konsularbescheinigung aus, mit der der äthiopische Führerschein beantragt werden kann. Grundsätzlich sollte bei Dämmerung und bei Dunkelheit aus Gründen der Verkehrssicherheit auf Überlandfahrten verzichtet werden. Urlaubsreisen abseits der Hauptstrecken, in die Regionen Oromia und Amhara, sollten weiterhin vorsichtig abgewogen werden. Grundsätzlich wird geraden bei Reisen in das Inland ortskundige Führer einzuschalten.
Das Reisen mit lokalen Bussen ist die günstigste Methote, um Äthiopien zu erkunden. Besonders preiswert sind die Minibusse. Offizielle Busse sind deutlich langsamer, so dass man länger unterwegs ist. Bleibt man länger an einem Ort, lohnt sich ein Monatsticket. Luxuriöser sind die Busse von SkyBus und Selam Bus, die mehrmals täglich die großen Städte wie Addis Abeba, Mekele, Aksum und weitere Städte anfahren. In ihnen bekommt man zudem einen eigenen Sitzplatz.
Preisintensiv sind Fahrten mit den Taxis. Da sie keinen Taxameter besitzen, sollte man vor Fahrtantritt mit dem Fahrer einen festen Preis aushandeln. Inlandsflüge sind dann lohnenswert, wenn man bereits mit Ethiopian Airlines ins Land eingereist ist, dann erhält man bei einer Innlandsbuchung einen Rabatt von 50 Prozent. Es gibt nur eine einzige Bahnstrecke in Äthiopien, die zwischen Addis Abeba und Dire Dawa verläuft. Hier fahren allerdings keine Personenzüge.
Die äthiopische Landeswährung ist der Birr (ETB). Für einen USD erhält man 28,6 Birr, für einen EURO 32,8 Birr (Stand 2019). Reisende sollten genügend Euro oder USD für die gesamte Reisedauer mit sich führen. Euro werden nur in der Hauptstadt Adis Abeba zuverlässig umgetauscht. Ansonsten ist dies nur beschränkt in einigen wenigen Städten in Äthiopien möglich.
Bei der Mitnahme von USD-Noten sollte darauf geachtet werden, möglichst neue Noten zu erwerben, da Scheine älterer Serien in Äthiopien nicht akzeptiert werden. Versuche, auf dem Schwarzmarkt zu tauschen, sind strafbar und können mit Haftstrafen geahndet werden, daher sollte der Wechsel nur bei Banken oder lizenzierten Wechselstuben erfolgen. Es empfiehlt sich der Umtausch von kleinen Beträgen, denn der Rücktausch ist nur bis zu einem Betrag von 50 USD möglich. Die Umtauschbelege hierfür sollten zur eventuellen späteren Vorlage bei der Ausreise aufbewahrt werden.
Reiseschecks werden aufgrund der hohen Fälschungsrate in Äthiopien nicht mehr akzeptiert. Empfehlenswert ist es, zusätzlich mindestens eine Kreditkarte oder EC-Karte im Gepäck zu haben. Geldabheben per Kreditkarten ist an Geldautomaten in den großen Hotels und den Banken in der Hauptstadt möglich, und vielfach auch in den mittleren und größeren Städten Äthiopiens. Außerhalb der Hauptstadt werden Kreditkarten äußerst selten in größeren Hotels akzeptiert. Die bargeldlose Bezahlung ist in Äthiopien kaum verbreitet. Bei Reisen ins Umland ist sollten immer genügend Barmittel in der Reisekasse sein.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, um in Äthiopien zu übernachten. Ein einfaches Doppelzimmer findet man im ganzen Land schon ab etwa 10 Euro pro Nacht. Luxus-Hotels gibt es außerhalb von Addis Abeba so gut wie nirgends. Der Durchschnittspreis in einem Hostel oder in einer Herberge liegt bei rund 15 Euro.